Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof Schwaan umgestürzt und zerbrochen!

Mit Entsetzen nehmen Mitglieder des Kulturfördervereins am Morgen des 01. März wahr, was einer Zeitungsnachricht zufolge in der Nacht vom 26. zum 27. Februar geschah: Drei von sieben Grabsteinen auf dem Jüdischen Friedhof sind umgestürzt und liegen zerbrochen auf dem Boden! Bislang offen ist die Ursache der Zerstörung in der gut besiedelten Lindenbruchstrasse. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Die Grabsteine sind für uns die letzten sichtbaren, steinernen Spuren vormaligen bedeutenden jüdischen Lebens in Schwaan. Das heutige Areal bildet nur einen kleinen Teil der in den Akten des Landeshauptarchivs Schwerin für 1915 mit 1195 qm großen und 63 Gräbern verzeichneten Begräbnisstätte der Israelitischen Gemeinde Schwaan am Lindenbruch ab. Auch dieser im Judentum als „Haus der Ewigkeit“, „Haus des Lebens“ verstandene Ort des Gedenkens wird in der Reichspogromnacht 1938 geschändet. In den frühen 1960er Jahren wird ein Teil des einstigen Geländes mit Wohnblocks überbaut, Grabsteine ‚kommen weg‘, sieben Grabsteine werden auf der kleinen Anhöhe neu aufgestellt. Ende der 1980er Jahre werden die noch vorhandenen Grabsteine restauriert, ein Zaun umfriedet das Gelände. 2009 werden die Grabsteine mit Fördermitteln des Landes weitergehend restauriert. Die erhaltenen Grabsteine erinnern in Hebräisch und/oder Deutsch an Schwaaner jüdische Bürger. Im September 2015 errichtet die Stadt Schwaan auf Initiative des Fördervereins auf einem Feldstein eine Gedenktafel am Fuße des Begräbnisplatzes. Den Feldstein spendete ein benachbarter Landwirt. Ein bedeutendes kulturgeschichtliches Denkmal wurde für Einwohner und Besucher sichtbarer gemacht.

Der jüngste Anblick von Zerstörung des Gedächtnisortes macht sehr betroffen. Sorgen wir gemeinsam mit der Stadt, der Landeszentrale jüdischer Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern für die Restaurierung der zerstörten Grabmale.

Schwaan und seine friedliebenden, geschichtsbewussten und weltoffenen Bürgerinnen und Bürger verdienen bessere Neuigkeiten!

Dr. Hella Ehlers
Schwaaner Kulturförderverein e.V.

Foto: G. Koppitz