In Gedenken Albrecht Josephy-Hablützel

Juni 1926 in Rostock – 7. Januar 2024 Riehen/ Basel

Albrecht Josephy ist Nachkomme der jüdischen Familien Josephy und Friedländer/Marcus, zurückreichend in das frühe 17. Jahrhundert. Sein Vater, Dr. Richard Josephy, 1890 in Schwaan geboren, Rechtsanwalt und Notar in Rostock, 1938 mit Berufsverbot belegt, nach der Pogromnacht 1938 vom 15.11.-02.12. im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert. Albrechts Mutter Carmelita Josephy, geb. Willert, schickte nach der Pogromnacht den Zwölfjährigen und seine älteren Schwestern Brigitte und Renate von Berlin per Bahn in die Schweiz. Den Vater sahen die Kinder nicht wieder. Er kam 1944 bei einem Bombenangriff in Rostock ums Leben. Als Jude war ihm der Zutritt zum Luftschutzbunker verboten.
Albrecht wurde Schweizer, studierte in Zürich Chemie und war als Chemieingenieur tätig. 1992 kam er erstmals nach Rostock und kehrte seitdem jährlich mit seiner Frau Susann wieder. Wir konnten ihn wiederholt als „Zeitzeuge“ in Schwaan begrüßen. Einen besonderen Anlaß der Begegnung in Schwaan gab 2016 die Ausstellung „Von Moses Abraham bis Willi Marcus. Zur Geschichte jüdischen Lebens in Schwaan“. Ausstellung und nachfolgende Publikation 2017 berühren auch den Schwaaner Zweig der Familiengeschichte Josephy/ Marcus.

A. Josephy beim Lebensbericht während der Vernissage der Ausstellung 2017

Die öffentliche Einweihung der Stolpersteine für Willi, Paula und Alice Marcus an einem kalten Februartag 2020 am Pferdemarkt 7 wurde durch die Anwesenheit von Albrecht und Susann zu einem besonderen Erlebnis. Vorausgegangen war das umfangreiche Stolperstein-Projekt von Schülern der Prof. Franz Bunke- Schule Schwaan und der Förderschule am Schwanenteich Rostock.
Tiefen, bleibenden Eindruck haben die Lebenserinnerungen des betagten, vitalen, lebensfreudigen Mannes insbesondere bei der jungen Generation hinterlassen.

Kondolenzschreiben der 10. Klasse der Prof. Franz Bunke Schule in Schwaan

A. Josephy nach der Zeremonie der Stolpersteinverlegung 2020 Schwaan, Pferdematkt 7

Jüdisch- deutsche Geschichte erhielt mit Albrecht und seiner Erzählung der Familiengeschichte einen Namen und einen „Ort“ in der Schwaaner Öffentlichkeit.

Dafür danken wir.

Vorstand und Mitglieder des Schwaaner Kulturfördervereins e.V.

Fotos: Ingo Braun